Was ist beim Kauf und der Inbetriebnahme eines Vollentsalzers zu beachten? Welche Unterschiede gibt es bei diesen Anlagen? Dieser Artikel beschreibt meine eigenen Erfahrungen.
Vorgeschichte
Da an dem Ort in dem ich lebe das Wasser sehr hart ist (~21°dH, ~900µS/cm), habe ich mich für eine Vollentsalzungsanlage der Firma Gralla entschieden.

Die Gründe für eine VE-Anlage anstatt einer Osmoseanlage waren:
- Kein Abwasser
- VE-Wasser steht sofort zur Verfügung
- Kosten sind auf Dauer geringer
Natürlich hat eine VE-Anlage im Gegensatz zur Osmoseanlage auch Nachteile.
Überlegungen
Bevor man eine VE-Anlage kauft, sollte man für den Einsatz spezifische Parameter überprüfen:
- die Wasserhärte (°dH) des Ausgangswassers
- geplanter Verbrauch pro Woche/Monat/Jahr
- Süßwasser-/Meerwasseraquaristik
Da die maximal mögliche Bindung von Salzen in einer VE-Anlage in Härtelitern angegeben ist, kann man für seine Belange den benötigten Anlagentyp herausfinden. Da ich pro Woche im Schnitt nur maximal 20 Liter benötige und nur einmal pro Jahr die Anlage regenerieren möchte (also ~1040 Liter VE-Wasser) reicht für mich ein Modell mit 22500 Härtelitern.
Nun gibt es jedoch VE-Anlagen mit schwach oder stark basischen Anionentauscher. Was bedeutet das denn? Der schwach basische Anionentauscher belässt Kieselsäure und Kohlendioxid im Wasser. Das hat vor allem zur Folge, dass das VE-Wasser einen PH von ungefähr 6 besitzt (durch das CO2). Der stark basische Anionentauscher nimmt auch die Kieselsäure sowie das Kohlendioxid auf. Das VE-Wasser besitzt einen PH von 8 bis 9. Belüftet man das VE-Wasser oder lässt es einige Zeit stehen, so wandert der PH des jeweiligen VE-Wassers Richtung 7 (CO2 wird ausgetrieben oder geht in Lösung).
Für Meerwasseraquaristik ist ein stark basischer Anionentauscher Pflicht – hier ist Kieselsäure unerwünscht. Das VE-Wasser wird dann mit Meersalz auf den gewünschten Leitwert aufgehärtet.
Bei der Süßwasseraquaristik kann man getrost beide Anionentauscher einsetzen. Da das VE-Wasser einen Leitwert von unter 10µS/cm besitzt, wird man es nachträglich wieder mit etwas Leitungswasser aufhärten. Dadurch hat man auf alle Fälle wieder etwas Kieselsäure im Wasser, das von manchen Pflanzen (nicht nur von Braunalgen!) als Baustoff für ihr Zellgerüst benötigt wird.
Es gibt Kationentauscher mit oder ohne Farbindikator. Da in den Anionentauscher nur Wasser einfließen darf, dessen Kationen durch Protonen ersetzt wurden (sonst leidet das Anionentauscherharz), würde ich auf alle Fälle den Farbindikator empfehlen. Hier behält man den Verbrauch des Kationentauscherharzes (und damit auch indirekt den des Anionentauscherharzes) im Auge. Ohne Farbindikator sollte man hin und wieder die Leitfähigkeit des VE-Wassers überprüfen, oder besser noch den PH des Wassers aus dem Kationentauschers.

Weiterhin muss man noch aus verschiedenen Schlauchanschlüssen wählen. Für den mobilen Einsatz ist sicherlich das Gardena Stecksystem zu bevorzugen sowie die Kompaktbauweise der VE-Anlage. Hier sind die Säulen so miteinander verbunden, dass man die komplette Anlage leicht wegtragen kann.
Der Kauf
Ich habe mich letztendlich für eine Kompakt-VE-Anlage mit ca. 22500 Härteliter entschieden; jeweils 5L Kationentauscherharz (mit Farbindikator) und 5L stark basisches Anionentauscherharz. Für die Schlauchanschlüsse habe ich das Gardena-System gewählt, da ich nach dem Herstellen von VE-Wasser die Anlage wieder wegräumen möchte. Zusätzlich besitzt sie Entlüftungsventile – eine lohnende Investition. Ohne diese muss man kurzzeitig die Zu- und Abläufe vertauschen, was sicherlich mehr oder weniger zum panschen mit Wasser wird.

Weiterhin habe ich im Baumarkt vier Gardena Kupplungen, einen Gardena Wasseranschluss für die Küche sowie einen 20 Meter Schlauch mit Spritze gekauft. Vielleicht hätte ich in einen „nicht knickbaren“ Schlauch investieren sollen – weiter unten erkläre ich warum.
Die erste Inbetriebnahme
Als erstes wird nur – und das ist sehr wichtig – die Kationentauschersäule gespült. Hier wird das Kationentauscherharz unter anderem von überschüssigen Farbindikator befreit. Erst wenn aus der Säule farbloses Wasser raus kommt (am Anfang war es bei mir tief rot!), kann die Verbindung mit der Anionentauschersäule hergestellt werden. Dann sollte man auf alle Fälle etliche Säuleninhalte durchlaufen lassen, bevor man das erste VE-Wasser benutzen kann. Natürlich sollte man immer darauf achten, dass (fast) keine Luft mehr in den Säulen ist.
Bei stark basischen Anionentauschern ist am Anfang ein stark „fischiger“ Geruch wahrnehmbar. Das ist normal, denn bei dem Waschen von stark basischen neuen Anionentauscherharzen wird Trimethylamin (C3H9N) gelöst, das in geringsten Konzentrationen den „fischigen“ Geruch verursacht.
Auf alle Fälle sollte man niemals den Auslauf des Wassers blockieren, sei es durch einen geknickten Schlauch oder eine abgedrehte Wasserspritze. Ich spreche da aus Erfahrung – der Schlauch ist nach dem Druckaufbau abgesprungen und eine 3 Meter hohe Wasserfontäne ist an die Decke gespritzt. Dabei hatte ich aber noch Glück, dass der Schlauch von der Kupplung gesprungen ist. Es hätte auch eine Säule platzen können…